Review Metroid Prime Remastered

So beschäftigt war die Weltraum-Kopfgeldjägerin Samus Aran schon lange nicht mehr:

Review Metroid Prime Remastered
Photo by Ryan Quintal / Unsplash

Gut ein Jahr nach der exzellenten Neuentwicklung Metroid Dread, die manchen als bestes Spiel 2021 galt, brachte Nintendo überraschend eine Neuauflage von Metroid Prime auf die Nintendo Switch: Metroid Prime Remastered lässt den 20 Jahre alten GameCube-Klassiker in neuem Licht erstrahlen. 

Ein Meilenstein der Spielegeschichte

Die Bedeutung von Metroid Prime für die Spielegeschichte kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das beginnt damit, dass es zusammen mit Metroid Fusion nach fast 10 Jahren die lang ersehnte Rückkehr von Samus Aran markierte, die in Super Metroid auf dem Super Nintendo 1994 schon einmal die Spielegeschichte revolutioniert hatte. Auf dem Nintendo 64 gelang es Nintendo nach eigenem Bekunden nicht, einen würdigen Nachfolger zu entwickeln, und es stand schon zu befürchten, dass die Reihe gar nicht mehr fortgesetzt würde.

Dieses Kunststück gelang schließlich einem bis dahin unbekannten Studio aus Texas: Die Retro Studios, bei denen viele erfahrene Entwickler arbeiteten, die vorher bei Iguana Entertainment an der erfolgreichen Turok-Reihe mitgewirkt hatten. Sie schafften es, das Metroid-Prinzip verlustfrei aus der zweiten in die dritte Dimension zu überführen. Dazu veränderten sie die Perspektive und machten die Reihe zu einem Ego-Shooter – auch wenn Nintendo – familienfreundlich wie das Unternehmen eben ist – lieber nicht von einem Ego-Shooter, sondern von einem Ego-Adventure sprechen wollte. Und so falsch ist das gar nicht: Zwar mangelt es nicht an nervenaufreibenden Feuergefechten. Doch das, was Metroid Prime wirklich auszeichnet, ist die Erkundung seiner Spielwelt, die vollgepackt ist mit Geheimnissen. Um alle Upgrades aufzusammeln, muss außerdem so manches anspruchsvolle Rätsel gelöst werden.

Metroid Prime kam allerdings nicht nur bei den Spielern gut an, sondern beeindruckte und beeinflusste auch andere Spieleentwickler nachhaltig. Viele Design-Konventionen, die für uns heute selbstverständlich sind, haben ihren Ursprung in Metroid Prime oder wurden dort so weit verfeinert, dass sie die Vorlage für nachfolgende Spiele bildeten. 

Und eine perfekte Neuauflage

Die Veröffentlichung von Metroid Prime Remastered bietet nun gleich doppelt Grund zur Freude: Zum einen, weil damit eines der besten Spiele aller Zeiten endlich wieder auf moderner Hardware verfügbar ist, und damit zugänglich wird für ein breites Publikum und eine neue Generation von Spielern. Zum anderen, weil das Remaster als solches rundum gelungen ist: Metroid Prime Remastered sieht so gut aus, dass man ihm kaum anmerkt, dass das zugrundeliegende Spiel 20 Jahre alt ist und die Neuauflage außerdem auf einer Hardware läuft, die selbst nicht mehr die stärkste ist. Stilistisch bleibt das Remaster dem Original treu, doch nie war die fremdartige Welt des Planeten Tallon IV so detailverliebt und atmosphärisch.

Spielerisch bleibt hingegen alles beim Alten, zumal es nicht wirklich etwas zu verbessern gab. Einzig die verschiedenen Steuerungsoptionen sind es wert, lobend erwähnt zu werden: So dürfen die Spieler neben dem (auch damals ziemlich ungewöhnlichen) klassischen Kontrollschema auch die von der Wii-Portierung bekannte (und sehr präzise) Bewegungssteuerung wählen, oder aber eine dritte, komplett neue Variante, die grob den heute üblichen Ego-Shooter-Konventionen folgt. Eine perfekte Kontrolle bieten alle drei Varianten.

Das i-Tüpfelchen bei alledem ist der überraschend moderate Preis von rund 40 Euro. Nintendo stand schon oft, und sehr zu recht, in der Kritik, für noch nicht einmal besonders aufwendige Neuauflagen vergleichsweise viel Geld zu verlangen. Für so manche Deluxe-Version eines Wii-U-Spiels wurde deshalb auf der Nintendo Switch noch einmal der Vollpreis fällig. Das gerade das runderneute Metroid Prime die Ausnahme bildet, ist wohl auch als Versuch zu verstehen, die Serie so vielen Spielern wie möglich schmackhaft zu machen – und damit ideale Voraussetzungen für die Veröffentlichung von Metroid Prime 4 zu schaffen, wenn es denn irgendwann fertig wird.

Nachschlag, bitte!

Bis dahin bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass es nicht bei Metroid Prime Remastered bleibt, sondern auch seine beiden Nachfolger die wohlverdiente Frischzellenkur erfahren. Metroid Prime 2: Echoes, das 2004 für den GameCube erschien, ist düsterer und schwerer als das Original – und mein persönliches Highlight der Trilogie. Metroid Prime 3: Corruption kam drei Jahre später für die Nintendo Wii, war hervorragend inszeniert und brachte frischen Wind in die Reihe. Trotzdem standen beide Spiele immer im Schatten des revolutionären Originals. Es wäre zu hoffen, dass auch sie die Chance erhalten, von einer neuen Generation von Spielern neu – oder erstmals – entdeckt zu werden.